Mancher Besucher fragt sich, was es mit dem Namen Buenos Aires (»Gute
Lüfte«) angesichts der von Autos verstopften und mit Abgasen verhangenen
Häuserschluchten noch auf sich hat. Buenos Aires, das sich am Südwestufer
des Rio de la Plata über 70 km hinzieht und landeinwärts noch einmal über 30
km erstreckt, ist wirklich nicht die Stadt der »Guten Lüfte«, wie
eigentlich
in Meernähe zu erwarten wäre. Zu den Abgasen kommt der schmutzige Qualm.
Das ist der Traum vom Aufstieg, den so viele Einwanderer in den letzten
Jahrhunderten geträumt haben. Und dann ist da noch die Erinnerung an die
frühen Jahre der jungen Republik, als man Argentinien noch mit dem Reichtum
der Viehbarone gleichsetzte.
Stadtpaläste und neoklassizistische Bürohochhäuser prägen noch heute das
Gesicht der Stadt und erinnern an die goldenen Zeiten, als Argentinien noch
nicht von Krisen geschüttelt wurde, das alte Modell des Agrarexporteurs noch
funktionierte. Dieser Mythos endete abrupt mit der Krise Ende 2001. Bis
dahin strömten täglich Hunderte von Einwanderern aus den Nachbarstaaten
Paraguay, Bolivien und Chile in die Hauptstadt am Rio de la Plata. Man
hoffte, Arbeit und eine bessere Zukunft zu finden. Die Armutsviertel ziehen
sich wie ein Gürtel um die Stadt und wachsen unaufhaltsam. Allein die
Bundeshauptstadt,
la Capital Federal, das Zentrum von Buenos Aires,
zählt 3 Mio. Ew. Dazu kommen weitere 9 Mio. in den 19 Vorstädten, die in
direkter Abhängigkeit von der Metropole leben. Viele Vorstadtbewohner
pendeln zur Arbeit ins Stadtzentrum und benutzen dabei das eigene Fahrzeug.
Morgens und abends ist das Verkehrschaos deshalb programmiert.
Über eine umweltfreundliche Industriegesetzgebung wird
erst seit kurzem diskutiert.
Heute ist Buenos Aires eine Stadt der extremen Gegensätze. Gleich neben den
luxuriösen Einkaufspalästen, findet man Kinder, die auf der Straße um eine
Münze oder etwas zum Essen betteln. Die wachsende Arbeitslosigkeit der
letzten Jahre hat Buenos Aires in dieser Hinsicht anderen Metropolen
Lateinamerikas ähnlicher gemacht. Auch die Kriminalitätsrate ist gestiegen,
bleibt angeblich jedoch weit hinter der von Rio de Janeiro oder Sao Paulo
zurück und nimmt in jüngster Zeit konjunkturell bedingt auch wieder ab.
Neben mondänen Vierteln wie La Recoleta
gibt es ruhige Arbeiterviertel, in denen die Einwohner sich mit dem Nachbarn
auf einen Matetee treffen, wie in
La Boca oder in Palermo Viejo.
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